< Galerie Holzwege - Thomas Thiele alias OhnMächtig - Fragen

Häufig gestellte Fragen

Im Lauf der letzten Jahre haben sich durch viele Besucher und Betrachter meiner Arbeiten einige Fragen herauskristallisiert, die verständlicherweise immer wieder gestellt werden.
Ich möchte diese hier ansprechen und beantworten.

1. Wie sind Sie dazu gekommen als Holzgestalter/Holzbildhauer zu arbeiten?

Während meines Aufenthaltes im Krankenhaus hatte ich die Möglichkeit, mich in der dortigen Holzwerkstatt zu beschäftigen, wovon ich auch rege Gebrauch machte. Bei einer dieser Arbeiten hatte ich so was wie eine innere Eingebung, eine Ahnung, eine Intuition oder wie auch immer ich es bezeichnen soll. Jedenfalls war mir mit einem Schlag klar, das ist es und damit werde ich mich von jetzt an beschäftigen. Was ich auch umgehend nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus tat. Ich räumte meinen kleinen Keller um und auf und ging auf die Suche nach geeignetem Holz, welches ich bearbeiten konnte. Schnell fand sich etwas und ich fing einfach an, das zu gestalten, was mir unter die Finger kam. Ich hatte am Anfang nicht einmal ein geeignetes Werkzeug, nur den entschlossenen Wunsch, mich von da ab der Arbeit mit Holz hinzugeben. Und das tat ich von da an bis heute nahezu jeden Tag mit viel Energie und Freude.

Es sei noch erwähnt, dass ich mich schon vorher, sozusagen von der Kindheit an, für die Kunst, Architektur, Design und die Schönheit der Natur, insbesondere der Bäume, interessiert habe. Vor allem verarbeitetes Holz in Form alter Möbel hat meine Phantasie schon seit Kindheitstagen angeregt.

Gerne hätte ich auch Kunst studiert, doch das fand keinen Anklang in meinem sozialen Umfeld und für die damaligen Verhältnisse hatte ich die denkbar schlechtesten Voraussetzungen dafür. Also ging ich den gewöhnlichen Berufsweg, jedoch immer im Hinterkopf, es doch irgendwann mit der Kunst zu probieren.

Im Spätsommer 2007 stand ich vor der Entscheidung, was ich mit meinem Leben weiter anfangen will und es begab sich, wie oben geschildert.



2. Haben Sie die Holzbildhauerei gelernt?

Nein, das habe ich nicht. Ich bin der klassische Seiteneinsteiger und Autodidakt. Alles, was ich Ihnen heute vorweisen kann, habe ich mir selbst beigebracht. Ich bin bei keinem Meister in die Lehre gegangen, noch habe ich je einen Kurs besucht, noch hat mir je einer etwas beigebracht oder gezeigt.

Ich kann jedoch sagen, dass mir mein ehemalig erlernter Beruf des Industriemechanikers, wie das heute heißt, sehr geholfen hat, was zum Beispiel den Umgang mit Werkzeugen und die Vorstellung von technisch komplexen Vorgängen anbelangt.

Es ist mir auch klar, dass ich trotz der relativ schnellen Fortschritte, die ich bis jetzt gemacht habe, noch ziemlich am Anfang meiner handwerklichen und künstlerischen Entwicklung stehe. Ich muss noch viel lernen und ausprobieren und entwickeln.



3. Wie und wo kommen Sie auf Ihre Ideen?

Ersteinmal ist zu sagen, ich habe schon immer sehr viel Ideen gehabt, die ich gerne umgesetzt hätte und das waren nicht nur welche, die sich auf das Arbeiten mit Holz beziehen. Die Ideenfindung ist ein recht komplexer Vorgang und geht oft recht seltsame Wege, die ich eigentlich nicht genau beschreiben kann, weil da intuitiv sehr viel im Gehirn, also im Be-und Unterbewusstsein stattfindet. Hier mal eine grobe Skizzierung, wie es meistens läuft:

Manchmal habe ich eine sehr konkrete Idee und suche nach dem möglichst passendem Holzstück dafür. Meist ist es jedoch so, dass ich Holzstücken habe und dafür eine Idee brauche, die sich mit diesen Hölzern verwirklichen lässt. Dann „beauftrage“ ich sozusagen mein Gehirn, eine Idee dafür zu entwickeln, indem ich mir die einzelnen Stücke immer wieder ansehe und genau betrachte. Und ob Sie das glauben oder nicht, nach einem Zeitverlauf X finde ich eine Idee, die ich dann zeitnah umsetze.

Oft lasse ich mich auch inspirieren durch alles, was mir im Leben so unterkommt, was ich so sehe und irgendwo finde, zum Beispiel im Internet oder aber auch durch Nachdenken über bestimmte Dinge. Vor allem dann, wenn es sowieso um bestimmte Themenarbeiten geht. Aber meistens ist es so, dass ich viel mehr Ideen habe, als ich temporär umsetzen kann – und das ist manchmal sehr frustrierend.



4. Welche Hölzer verwenden Sie (am Liebsten)?

Als ich mit meiner Arbeit begann, hatte ich überhaupt kein Holz. Ich musste mir erst einmal welches suchen und beschaffen. Das geschah auf die unterschiedlichste Art und Weise. Ich suchte tatsächlich überall nach geeignetem Holz, ging noch in die Wälder, stöberte überall herum, wo ich gerade vorbeikam. Ich nahm alles mit, was ich finden konnte. Ja, ich kaufte sogar Holz im Baumarkt, nur um endlich etwas bearbeiten zu können.

Schnell war mir jedoch auch klar und ersichtlich, dass sich am besten Harthölzer für die Arbeiten eigneten, die mir gedanklich vorschwebten. Dabei haben es mir von Anfang an die Obstbaumhölzer sehr angetan, auf Grund ihrer schönen Maserung, ihre Farbigkeit und eben ihrer Härte. Doch grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich jedes Stück Holz nehme, solange es interessant aussieht und noch bearbeitbar ist. Es gibt so viele Holzarten, die alle irgend ein spezielles Merkmal haben, dass man sich als Kreativer etwas vergeben würde, wenn man sie nicht nutzen würde. Ohnehin haben wir meist nur die Chance, einen recht kleinen Anteil möglicher Hölzer zu bearbeiten, sei es aus Kostengründen und/oder Beschaffungsgründen.



5. Wie lange arbeiten Sie an einer Skulptur?

Das hängt natürlich von der Größe, der Holzart, der Komplexität der Idee und den Möglichkeiten der technischen Umsetzung ab, ist also dadurch nicht pauschal zu beantworten. Hinzu kommt, dass ich es bisher immer „versäumt“ habe auf Uhrzeit und Datum bei Beginn einer Arbeit zu sehen. Wohl, weil es für mich eher nicht so wichtig ist, wie lange es dauert, bis es fertig wird, sondern eher, dass es fertig wird.

Oft arbeite ich an mehreren Arbeiten gleichzeitig, so dass ich schon dadurch den genauen Zeitablauf nicht mehr genau beziffern kann.

Immer können Sie davon ausgehen, dass ich mehr Zeit benötige, als Sie vielleicht erahnen. Der sprichwörtliche „Teufel“ steckt meist im Detail, oft sind es eben viele Details und der Tag ist stets schneller herum, als mir lieb sein kann. An meiner bisher größten Skulptur habe ich vier Monate gearbeitet, mit einem wöchentlichen Zeitpensum von ca. 60 bis 70 Stunden.

Für mich ist die Zeit nicht das wichtigste Kriterium, auch wenn es für mich gilt, möglichst effektiv und zeitlich optimal zu arbeiten. Das wichtigste Kriterium ist für mich immer, die möglichst präzise Umsetzung meiner Idee in der von mir gewollten Qualität.



6. Mit welchen Werkzeugen arbeiten Sie?

Dazu habe ich schon etwas unter dem Punkt „meine Arbeitsweise“ ausgesagt. Aber auch hier gilt, als ich anfing, hatte ich nichts, außer einer Säge, ein paar alte Feilen, einer Bohrmaschine und einem halb kaputten Stechbeitel. Damit musste es zunächst gehen. Nur nach und nach konnte ich mir weiteres Werkzeug kaufen, wenn ich etwas Geld verdient, geschenkt oder sonst wie bekommen habe. Ich steckte von Anfang an jeden Cent in die Anschaffung neuer Werkzeuge. Doch je mehr ich kaufte, um so mehr stellte ich fest, was mir noch alles fehlt, um möglichst werkzeugtechnisch perfekt zu arbeiten. Dieser „Wettlauf“ ist bis heute nicht abgeschlossen und wird sich wohl noch eine ganze Weile hinziehen.

Wichtig war mir bei der Beschaffung, gute hochwertige Schnitz- und Bearbeitungseisen zu kaufen, um allen tägliche Anforderungen, die mir das Material und die Idee vorgab, gerecht zu werden. Hinzu kamen auch einige Maschinen und sonstige Werkzeuge, das dazu geeignet war. Am Ende ist mir jedes Mittel recht, wenn es einem guten Ergebnis dienlich ist und sich mit meinen Prinzipien vereinbart.

Zu diesen gehört nicht, der finale Einsatz der Kettensäge, jede Form der automatischen Bearbeitung und automatische Meiselwerkzeuge. An dieser Stelle möchte ich auf eine Situation aufmerksam machen, die uns als echte „kreative Holzhandwerker“ nicht schmecken kann. Aus Asien werden schon seit längerem Skulpturen als Handarbeit angeboten, die dort aber auf Automaten gefertigt wurden. Dadurch und durch die Spottlöhne, können die hier Preise vorgeben, die europäische Holzbildhauer nicht leisten können. Einer weitere Variante schwappt aus der USA zu uns. Dort werden mit hochkomplexen computergesteuerten Automaten Skulpturen aus vorgefertigten verschieden verklebten Holzklötzen gefräst und geschliffen, die ein Bildhauer so nie herstellen könnte, weil auch das Programm dazu computergeneriert ist. Das „Gute“ hierbei ist, wenigstens sind diese Arbeiten trotz allem recht preisintensiv. Noch!

Dem gilt es, sich zu stellen und mit ausgefallen Ideen und sehr guter Qualität zu antworten.



7. Verwenden Sie Lacke bei Ihren Oberflächen?

Auch wenn die Oberflächen meiner Arbeiten oft so aussehen, sind diese doch nicht lackiert. Ich verwende überhaupt keine Lacke für meine Arbeiten. Naturöl ist das Mittel meiner wohlüberlegten Wahl – chinesisches Thungöl, um es genau zu sagen. Dieses wird nach sehr sorgfältiger Oberflächenbearbeitung verschiedenster Schleifvorgänge mit dem Pinsel oder einem Tuch in mehreren Schichten nacheinander aufgetragen. Zwischendurch und danach immer wieder poliert, bis es die gewünschte Oberfläche aufweist.


8. Was muss man für eine Skulptur ausgeben?

Diese Frage ist eine, die mir bei der Beantwortung noch immer „Bauchschmerzen“ bereitet. Zunächst kann und möchte ich sie so beantworten, wie ich es eingangs bei der Frage nach der gebrauchten Zeit beantwortet habe, denn der erste Satz dort gilt auch hier.

Eine kleine einfache Arbeit zieht natürlich einen anderen Preis nach sich, als eine große sehr aufwendig gestaltete Arbeit. Das wird wohl jedem klar sein. Doch das ist nicht der entscheidende Punkt.

Die Denkrichtung der Fragestellung stimmt nicht. Denn Sie geben hier nichts aus, auch im Falle einer Geldzahlung nicht, denn Sie investieren in vielfältiger Form in ein völlig inflationsfreies Produkt, welches dauerhaft nicht an Wert, Schönheit und Benutzbarkeit verliert, ja das sogar noch in mehreren Generationen im Besitz Ihrer Familie sein kann. Darüber hinaus ist jedes Teil ein absolutes Unikat, dass es nur einmal auf der Welt gibt (selbst die berühmte „blaue Mauritius“ Briefmarke existiert nicht nur einmal) und diese Skulptur gibt damit seiner Umgebung eine unverwechselbare Erscheinung.

Auch wenn heute der Begriff des „Unikats“ fast schon inflationär gebraucht wird, so trifft er doch auf meine Arbeiten in seiner ganzen Ursprünglichkeit vollständig zu. Und das darf und muss seinen Preis haben, der über dem liegt, den man für normale Alltagsdinge aufwendet. Einmaliges muss einen einmaligen Preis haben. Das sagen schon die ewigen Gesetze des Marktes.

Da ich aber weder Banker noch Händler bin, sondern Künstler, der auch eine Ethik hat, die in diesem Fall „Gewinn und Gewinn“ heißt, kann um den Preis gehandelt werden. Das heißt eben unter dieser Maxime, dass ein Preis gefunden wird, bei dem sich beide Parteien als Gewinner sehen können und dürfen. Es geht also um nichts geringeres, als um einen fairen Preis. Wer sich dieser Ethik nicht verpflichtet sieht, mit dem habe ich nichts zu verhandeln.



9. Kann man davon Leben?

Das ist mit Abstand die am meisten gestellte Frage. Nein, kann ich nicht, noch nicht, wenn damit ein gutbürgerliches Leben oder auch nur ein einfaches Durchschnittsdasein gemeint ist. Aber ich arbeite mit ganzer Energie darauf hin, wenigstens eine bescheidene Existenz zu erreichen, wenn es mehr wird, so soll es nur gut sein.

Doch eigentlich stimmt auch hier die Richtung der Frage nicht, denn richtig gestellt muss sie wie folgt lauten:

Kann ich ohne meine Arbeit leben? Nein, kann ich nicht, noch nicht einmal im Ansatz denkbar. Es ist mein Lebenselixier und mein größter Grad von Freiheit, den ich für mich brauche, um glücklich zu sein. Und um das zu sein, bedarf es wenig aber es bedarf dem Richtigen. Dass es richtig war, sich so zu entscheiden, sieht man meinen Arbeiten wohl an.